Programm zur Modul-Entwicklung thermischer, umweltverträglicher Innenausbau-Standards - Nationales Innovationsnetzwerk Phase 1
Die Bauwirtschaft ist eine der weltweit größten CO2-Emittenten und für 38 % der weltweiten Treibhausgase
verantwortlich1. Sie verarbeitet ca. 70 % aller abgebauten Rohstoffe in Deutschland.2 Die lineare „Wegwerfwirtschaft“
verursacht viele ökologische Probleme und ist nicht nachhaltig. Die Kreislaufwirtschaft bietet dem Bausektor die Chance, weiteres Wachstum nachhaltig zu gestalten, auch wegen des eintretenden Rohstoffmangels. Allerdings bestehen viele Bauteile aus einer Vielzahl untrennbar verbundener Materialien, was das
Recycling erschwert. Es wird betont, dass die Planung bereits die sortenreine Demontage und Recyclingfähigkeit von Bauprodukten berücksichtigen sollte, um einen nachhaltigen Kreislauf zu ermöglichen. Eine Bauweise beherrscht den Innenausbau in Deutschland und darüber hinaus: 2021 wurden in Deutschland ca. 249 Mio. m2 Gipskartonplatten produziert. Der Umweltverband BUND fordert den Ausstieg aus dem Naturgipsabbau bis 2045, weil dadurch jahrtausendealten Landschaften unwiederbringlich zerstört werden. Die Gipsindustrie aber rechnet in einer Entgegnung mit einem steigenden Verbrauch. Die Entsorgung der großen Mengen an Gipskartonplatten geschieht über den teuren Baumischabfall. Gips-Recycling wird derzeit nicht betrieben. Dabei ließe er sich sehr einfach rezyklieren, doch die Vermengung mit anderen Stoffen macht dies zu einem nicht lohnenden Verfahren. Die Menge des eingesetzten Materials ist vor diesem Hintergrund gewaltig.
Konkreter Entwicklungsbedarf:
Welche Anforderungen werden an alternative, kreislauffähige Innenausbaubaustoffe gelegt? Gips ist nicht brennbar, gering wärmeleitfähig, reguliert teils das Raumklima, erzeugt glatte Oberflächen. Gipskartonplatten haben wenig Gewicht, sind leicht zu verarbeiten, modular. Nachteilig wird behandelt, dass Gips keine Schadstoffe aus der Luft aufnehmen kann und nicht fungizid ist.18 In Konkurrenz dazu steht die Lehmleichtbauplatte. Diese teilt einige Eigenschaften mit dem Gipskarton, zeigt aber auch deutliche Vorteile: Die Regulierung des Raumklimas wirkt stärker, sie nimmt Schadstoffe aus der Luft auf und ist fungizid. Sichtbare Nachteile müssen über FuE-Tätigkeiten ausgeglichen werden, um als alternatives Material in der Innenausbauindustrie mithalten zu können: teilweise Gewicht, teilweise Glätte der Oberflächen, teilweise komplette Trennbarkeit der Materialien für eine konsequente Produktzirkularität.
Innovative Technologien, Prozesse und Produkte in der Bauwirtschaft haben in Deutschland eine niedrige sektorale FuE-Intensität von gerade einmal 1,7 % (zusammengefasst für Baugewerbe und Baustoffhersteller als “Wirtschaftssektor Bauwesen und Materialien”).19 Der Sektor Bauen und Materialien liegt damit auf einem der hintersten Plätze. Vielleicht wäre der Bausektor (mit dem größten Emissionsausstoß und der größten Rohstoffverarbeitung, s. o.) bereits zirkulärer, würde diese FuE-Intensität angehoben. Denn Naturbaustoffe sind mit ihren Eigenschaften heute noch nicht so optimiert, die Vorteile der vielen nicht-nachhaltigen Baustoffe mindestens zu erreichen.
Das PROMETHEUS-Netzwerk soll diese Lücke schließen und modulare Naturbaustoff-Elemente für den Innenausbau entwickeln. Im Innenausbau herrschen erhöhte Anforderungen an die chemische Unbedenklichkeit verwendeter Materialien, Hygiene und Ästhetik. Dabei wird das C2C-Prinzip als Leitlinie zugrunde gelegt. Erforscht und entwickelt werden Konzepte, Verfahren, Technologien und Anwendungen mit innovativen, kreislauffähigen, für den Innenausbau geeigneten Baustoffen.